In einem Monat werde ich 35, seit 11 Jahren sind wir verheiratet. Wenn es nach uns ginge, wäre unsere Wohnung voller Kinder. Gott hat offensichtlich einen anderen Plan. Wir gestalten unser Leben bisher kinderlos. Diese Grenz-Erfahrung schmerzt und fordert mich heraus. Sie lehrt mich aber auf vielfältige Art auch, wie Gottes Grenzen mich dazu herausfordern ‚outside the box’ zu denken und den Gedanken zuzulassen, dass Gott mit unserem Leben als Ehepaar vielleicht etwas ganz anderes vorhat.
Die Abendsonne taucht die Berge rings um uns in ein kitschiges Rot-Orange. Mein Mann und ich schleppen uns die letzten Schritte Richtung Ende unserer Tagestour. Unser Körper möchte keinen Schritt mehr gehen. Nach dem Abstieg wird uns der restliche Weg auf einer monumentalen Brücke, über eine atemberaubend tiefe Schlucht und auf ebenen Wegen, ab durchs Tal zurück nach Hause führen… So unser Plan. 5 Minuten später: Ein herrlicher Sternenhimmel ist zwischenzeitlich sichtbar, steht vor uns eine massive Mauer. Die Brücke dahinter besteht ausschließlich aus den ursprünglichen Handläufen. Unten in der Schlucht tost der Fluss. Wir schauen uns an, haben keine Worte mehr. Das Herz schlägt uns bis zum Hals als uns klar wird: Der einzige Weg führt zurück über den Berg.
Uns bleibt: Völlige Dunkelheit, in unserer Flasche noch ein letzter Schluck Wasser und ein halber Smartphoneakku um den Rückweg zu beleuchten. Es folgt ein intensivstes Stoßgebet, eine schnell abgesetzte Message an Freunde mit der Bitte, uns im Gebet zu begleiten bevor wir wieder ins Funkloch wandern und der Entschluss „Wir werden diesen Berg nochmals bezwingen.“ Die nächsten Stunden gehen wir auf dem schmalen Pfad wieder nach oben und sprechen uns gegenseitig Mut zu. Der wichtigste Satz in dieser Nacht: „Wir gehen Schritt für Schritt. Es reicht wenn wir den nächsten Schritt sehen. Jesus hat den gesamten Weg im Blick. Das darf uns genug sein.“ Nach Stunden erreichen wir erneut die Bergspitze und können kaum fassen, dass der Weg ab jetzt bergab führt. Wir bestaunen das Nacht-Panorama und treten den Abstieg an.
Immer wieder sprechen mein Mann und ich in den darauffolgenden Wochen und Monaten über dieses Erlebnis und mit jedem Mal wird uns klarer, welch wertvolle Lektionen wir in diesen Stunden lernen durften. Gott hat uns (ziemlich erlebnispädagogisch) mitgenommen in eines seiner Herzens-Themen: Grenzerfahrungen! Schon auf den ersten Seiten der Bibel geht es um Gottes Grenzsetzung zwischen Tag und Nacht, Himmel und Erde, Land und Wasser. Ganz zu Beginn setzt er klare Grenzen. ( 1.Mose 1, 1-23) Im Rahmen dieser Abgrenzungen wird Leben erst möglich. Kann es sein, dass Gott hier bereits ein Thema anklingen lässt, das für uns Menschen überlebenswichtig ist? Auch weiterhin setzt Gott Grenzen: Die 10 Gebote, das klar abgrenzbare verheißene Land usw..
Gute Grenzen geben einen klaren Rahmen, in dem Leben gelingen kann, wichtige (Lebens-)Erfahrungen möglich sind und Entwicklung passieren kann.
Spannend: Im neuen Testament spielt das Thema Grenzen eine ebenso wichtige, jedoch ganz andere Rolle. Jesus hinterfragt und überschreitet Grenzen, erweitert Handlungs- und Lebensspielräume von Menschen. Sein befreiendes Handeln orientiert sich so gar nicht an den menschlichen Grenzziehungen. Zuletzt ist er sogar derjenige, der die finale Grenze menschlichen Lebens überwindet.
Mit dieser biblischen Perspektive auf das Thema ‚Grenzen’ im Gepäck, mache ich mich in den Monaten nach unserem Abenteuer auf die Suche danach, was Gott zu den Grenzen in meinem Leben zu sagen hat.
Mein Plan vs. Gottes Plan
Klare Grenzen erlebe ich da, wo Gottes Plan und mein Plan nicht übereinstimmen. Es gibt Momente, in denen laufe ich ‚gegen die Wand’. Ich sehe keinen Weg aus der Situation. Es bleibt noch ein Seufzen – mehr nicht. Ja, ich glaube, dass Gottes Plan für mein Leben gut ist. Und doch sind da immer wieder die Momente, in denen ich mir die Nase blutig renne bei dem Versuch, meinen eigenen Plan durchzusetzen. Die Erfahrungen sind Teil meiner Lebensreise:
In einem Monat werde ich 35, seit 11 Jahren sind wir verheiratet. Wenn es nach uns ginge, wäre unsere Wohnung voller Kinder. Gott hat offensichtlich einen anderen Plan. Wir gestalten unser Leben bisher kinderlos. Diese Grenz-Erfahrung schmerzt und fordert mich heraus. Sie lehrt mich aber auf vielfältige Art auch, wie Gottes Grenzen mich dazu herausfordern ‚outside the box’ zu denken und den Gedanken zuzulassen, dass Gott mit unserem Leben als Ehepaar vielleicht etwas ganz Anderes vor hat.
Es ist Zeit, sich wichtige Fragen zu stellen:
Wo steckt Gott Dir Grenzen, die dich zu einem Perspektivwechsel herausfordern? Welchen alternativen Blickwinkel könnte Gott auf Deine persönlichen Grenzen haben?

Der einzige Weg führt zurück über den Berg…
Auch das kenne ich aus meinem Alltag nur zu gut. Da steht auf einmal eine ‚Mauer’ vor mir und mir wird bewusst: „Hier komme ich nur raus, indem ich zurückgehe.“ Diese Erfahrung mache ich beispielsweise regelmäßig bei dem Versuch, meinen Alltag aus eigener Kraft zu stemmen und damit längere Zeit über meine emotionalen und körperlichen Kraftreserven
hinausgehe. Gottes leises Flüstern „Hey geliebte Tochter, ich will wirklich deine Kraftquelle sein, wenn du mich lässt!“ macht mir in solchen Momenten deutlich, dass ich meine eigenen Grenzen akzeptieren darf und es dran ist, einige Schritte zurückzutreten und Gott wieder das Gaspedal meines Lebens zu übergeben.
Zeit sich wichtige Fragen zu stellen: Wo ist es in Deinem Leben aktuell dran, ein paar Schritte zurück zu gehen, weil Du in einem Lebensbereich oder Lebensthema in eine destruktive Richtung unterwegs bist?
Wegbegleiter
Welche Menschen stellt Gott dir in deinen Grenzerfahrungen an die Seite?
Wir werden diesen Berg nochmals bezwingen! Die Message an Freunde mit der Bitte um Gebetsunterstützung wurde für mich zum Sinnbild für die Tatsache, dass Gott uns in den Grenzerfahrungen unseres Lebens Menschen zur Seite stellt, die uns begleiten. Bis zu einem gewissen Punkt ist es meine Entscheidung, wie ich mit persönlichen Grenzen umgehe. Diese Aussage klingt, je nachdem in welcher Lebenssituation Du Dich gerade befindet, vielleicht ziemlich hart. Und doch ist es eine Tatsache: Ich entscheide selbst, ob ich in meiner Grenzerfahrung allein kämpfe, im Selbstmitleid versinke oder Gott und andere Menschen mit hineinnehme und sie bitte, mit mir zu kämpfen. Außerdem: Manche Grenzen fordern uns heraus Grenz-Erweiterung zu leben. Wer hätte gedacht, dass zwei Bergtouren an einem Tag möglich sind 😉
Zeit sich wichtige Fragen zu stellen: Wo ist es in Deinem Leben vielleicht im Moment dran, eine neue Entscheidung zu treffen? Wie kann es dabei konkret für Dich aussehen, Gott und andere Menschen mit hinein in Deinen innerlichen Kampf zu nehmen? Wo ist für Dich gerade vielleicht eine ‚Grenzerweiterung’ angesagt?
Schritt für Schritt
Unser Motivationssatz: „Schritt für Schritt. Es reicht wenn wir den nächsten Schritt sehen. Jesus hat den gesamten Weg im Blick. Das darf uns genug sein“, wurde uns seither in vielen Situationen zum Motto. In Arztwartezimmern, im Büro, in Freundschaften, in unserer Ehe: Immer wieder entlastet mich, dass ich selbst nur den nächsten Schritt im Blick zu haben brauche und es Jesus zutrauen darf, dass er die nächsten Kilometer bereits bestens durchgeplant hat.
Zeit sich wichtige Fragen zu stellen: In welcher Lebenssituation ist es dran, Dich neu dafür zu entscheiden, dass es in Ordnung ist, dass Du nur den nächsten Schritt wahrnimmst und Jesus den Rest machen lässt?
Den Ausblick genießen
Der Abschluss unserer Grenzerfahrung: Arm in Arm bestaunen wir das Nacht-Panorama. Auch dieser Moment knüpft an Erfahrungen an, die ich immer wieder machen darf: Nach Grenzerfahrungen kommen wieder Momente des Luftholens, der Übersicht, der neuen Perspektiven und Wege.
Erinnerst Du Dich an solche Momente des Luftholens nach Grenzerfahrungen? Es lohnt sich, diese festzuhalten z.B. schriftlich oder in anderer Form kreativ (bei uns in Form eines völlig verschwitzten, blitzlich-bleichen Selfies ;-))

Liebe Grüße und Gottes Segen, Julia. Du möchtest mehr über Julia erfahren? Dann klicke hier.
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